LOMU Hamburg: soziale Experimente und Aktionen zu Technologie, Kunst, Politik, Gesellschaft, Globalisierung, Regionalisierung, Globalisierungskritik, Schwarmintelligenz, …konomie, Situationismus, Utopie, Stadtentwicklung, UrbanitŠt, Zukunftsvisionen, Futurologie, Trendforschung, Kapitalismuskritik, Web 2.0, Community
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Das Schwarm-Experiment in Berlin

21. April 2007: LOMU lässt erneut schwärmen, diesmal in Berlin, als Teil des Media Show Case des Filmfestivals "Achtung Berlin".

Gegen 15 Uhr gehen die SMS mit je zwei Kontaktnummern an die Schwärmer raus. Leider sind es nicht so viele wie ein halbes Jahr zuvor in Hamburg, ca. 20 – dafür ist dieser Apriltag wohl zu schön und das Shopping am Samstagnachmittag möglicherweise wichtiger.

Der Ablauf ist diesmal etwas anders als in Hamburg. Dort gingen die Hinweise auf den Zielort in Hamburg noch direkt per SMS. Ab 15:33 h schicken wir nun vier Nachrichten raus, die den Schwarm in Bewegung setzen sollen, jeweil an zwei Leute:

"1/4 - Bei Tante Klaus' Hütte findest du einen Hinweis auf das Ziel."

"2/4 - Am Chili Hill findest du einen Hinweis auf das Ziel."

"3/4 - Am Platz der bärtigen Schreiber DES Manifests findest du einen Hinweis auf das Ziel."

"4/4 - Dort, wo sich seit 1992 192 Länder versammeln, findest du einen Hinweis auf das Ziel."


Wir wollen verhindern, dass sich die Faulpelze in der Sonne festsetzen, nachdem sie einmal zusammengefunden haben - so wie in Hamburg geschehen.

Dann machen wir Lomunauten uns auf, um an den Orten "Graffiti"-Miniplakate anzubringen, die zusammen genommen das Ziel verraten (um sie zu sehen, auf die Karte klicken).



Am Roten Rathaus, dem letzten Punkt - Tante Klaus' Hütte eben, gibt es gleich Stress. Als wir unsere roten Sterne auf Geländepfeiler kleben wollen, kommt der Wachdienst. "Das geht nicht!" Agnieszka schafft es, sie davon zu überzeugen, dass es sich hierbei um Kunst im öffentlichen Raum handelt. OK, zwei Stunden können sie hängen bleiben. Klasse.

Als wir gerade über das Marx-Engels-Forum davonziehen, hält eine Wanne neben uns. Ein Trupp Polizisten springt raus. "Die Ausweise, bitte". Wir tun erstaunt. "Sie haben unerlaubt plakatiert", sagt uns der Chef vom Ganzen. Unsere Persos werden in die Wanne gebracht. Moment mal, sagen wir, die Wachleute vom Rathaus haben das für zwei Stunden erlaubt. Der Polizist glaubt uns sichtlich kein Wort. "Das können wir nachprüfen." Er macht zwei Anrufe, legt auf und schaut ungläubig seine Kollegen an. "Das ist tatsächlich genehmigt worden!" Die Persos werden uns mit einem Grinsen wieder ausgehändigt. Der Chef mahnt uns noch, das Zeug wirklich bis 18 Uhr abzuhängen, sonst gäbe es eine Anzeige. Dann trollen sie sich ganz entspannt.

Während dessen findet sich der Schwarm bereits zusammen. Zunächst sind es mehrere Grüppchen: eine in Kreuzberg am Paul-Lincke-Ufer, eine in einem Café in der Neuen Schönhauser, ein paar gehen direkt zum Chili Hill, den sie natürlich richtig als Pfefferberg identifiziert haben, noch andere starten von einem Café in der Friedrichstraße.

Die Gruppe aus der Neuen Schönhauser identifiziert den Platz der Vereinten Nationen, die Friedrichstraßen-Abteilung wird vor dem Roten Rathaus gesichtet. Die Kommunikation über die Graffitis fliegt durch den Äther (um die verschiedenen Bewegungen zu sehen, auf das Bild klicken).



Auf dem Rückweg vom Platz der Vereinten Nationen kommt der Tross schon auf das Ziel - es ist erst 16:15 h. Denn wenn man die vier Hinweise:



zusammen zählt, bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als aufs Café Moskau in der Karl-Marx-Allee zu tippen, oder?

Peinlich für uns Lomunauten: Wir haben frühestens ab 17 h mit dem Schwarm gerechnet und sind selbst noch nicht am Ziel. Eine Fotografin vom Festival, die ebenfalls dort herumstreunt, stiftet zusätzlich Verwirrung: Nein, das Café Moskau sei nicht das Ziel.

Daraufhin vereinigt sich der Schwarm bei den Rosenhöfen in Mitte. Zwei Alternativen werden erwogen: die russische Botschaft Unter den Linden und das Starbuck's Unter den Linden. Die Kombination für Letzteres ist wirklich beeindruckend. Weil Holger Meins in der RAF den Spitznamen "Starbuck" hatte und über die RAF zuletzt ja reichlich debattiert worden ist, könnte das doch der Zielort sein.

Aber da sind wir Lomunauten natürlich nicht, als der Schwarm die Linden erkundet. Um 17:15 h - wir sind inzwischen am Ziel - werden wir nervös. Wir hauen den letzten Nothinweis raus: "Am Ziel befindet sich auch ein internationales Lichtspielhaus" - das Kino International. Als wir kurz danach den Schwarm anfunken, wo er denn stecke, gibt's was auf die Ohren: "Das Café Moskau! Da waren wir doch schon vor einer Stunde!"

Am Ziel hält ein spanisches Mini-TV-Team die Ankunft des äußerst disziplinierten Schwarms fest: Erst als auch die Fußgänger unter den Schwärmenden auf der anderen Straßenseite angekommen sind, läuft er geschlossen über die Zielgerade. Alle Achtung! Die Berliner haben uns ziemlich beeindruckt.

nbo

LOMU #2B

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