Das Pfadexperiment
Die Motivation des Pfadexperiments war eine Computersimulation des Physiker Dirk Helbing von 1997 (er ist inzwischen Professor an der TU-Dresden).
Helbing hatte sich gefragt, wie es eigentlich kommt, dass in Grünanlagen immer wieder Trampelpfade abseits der angelegten Wege entstehen. Mit einem mathematischen Modell simulierte er deshalb die Entwicklung von Trampelpfaden, um besser zu verstehen, welche Wege man in einem neuen Park sinnvollerweise anlegen sollte und welche von den Fußgängern nicht benutzt würden (Details zu Helbings Arbeit).
Auch wenn Helbing sich dabei nicht auf Schwarmintelligenz bezog, gibt es doch eine gewisse Analogie zur Entstehung von Ameisenstraßen: Anfangs sind es eine Handvoll Ameisen, die eine bestimmte Route zu einer neu entdeckten Futterquelle nutzen. Mit der Zeit folgen immer mehr Ameisen auf demselben Weg. Die Information darüber tauschen sie über Duftstoffe, so genannte Pheromone, aus. Je mehr Pheromone entlang eines Weges weitergegeben werden, desto mehr entwickelt dieser sich zu einer richtigen Straße.
Im LOMU-Pfadexperiment grenzten wir deshalb eine kleine Sandfläche unsere Parksimulation mit Holzbrettern ein. Darin gab es sechs Eingänge, die mit verschiedenen bunten Fahnen versehen waren. Damit wollten wir die Eingänge unterscheidbar machen, so wie die Eingänge einer Parkfläche an verschiedenen Gebäuden oder Straßen liegen, die für die Fußgänger auch nicht alle dieselbe Bedeutung haben.
Anfangs war die Sandfläche ganz glatt (die Schatten müsst Ihr euch wegdenken):
Dann ließen wir die Lomuistas durch unseren virtuellen Park gehen. Bedingung war nur, sich von einem Eingang zu einem anderen zu bewegen. Ob auf direktem Weg oder nicht, war egal:
Nach zwei Runden, in denen jeweils rund 40 Leute zum Teil mehrmals durch den virtuellen Park gegangen waren, hatten sich einige Pfade herausgebildet, die stärker ausgetreten waren als andere.
So sahen die Spuren nach der ersten Runde aus (Bild anklicken für größere Version)...
...und so nach der zweiten (Bild anklicken für größere Version):
Das Ganze war natürlich eher eine Spielerei als ein kontrolliertes Experiment. Interessant ist aber, dass die Fußgänger, anders als in den beiden anderen Experimenten, allein handelten. Die Gruppe diskutierte ja nicht, ob sie hier oder da lang gehen sollte. Jeder ging einfach durch den virtuellen Park, einige auch auf absichtlich verschlungenen Wegen. Dennoch entstand dabei schon nach zwei Durchläufen ein gewisses Muster. Hier sind noch mal drei Bilder aus anderen Perspektiven...
und eine Skizze des Hauptmusters (die Strichstärken sind nicht proportional zur Ausgetretenheit eines Weges, sondern sollen nur Haupt- und Nebenwege besser unterscheidbar machen):
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